Auf dem Marinefliegergeschwader 5 Gelände (MFG 5) in Kiel soll ab April 2015 mit der Forschung energiebringender Biomasse mit Hilfe von Bioalgen begonnen werden.
Das Forschungsprojekt
Auf der Algenfarm in der Kieler Förde entsteht dann eine kleine Forschungsplattform mit Bio-Reaktoren. Ziel ist die Erforschung und Optimierung der Zucht, Ernte und Verarbeitung von Mikroalgen auf dem Meer, um diese schnellstmöglich auf den Markt zu bringen. An dem Projekt beteiligt sind Tim Staufenberger, bekannt für seine Muschel- und Algenfarm, Professor Rüdiger Schulz von der Christian-Albrechts-Universität und Dr. Karsten Pankratz von Sea & Sun Technology als Wirtschaftspartner. Das Projekt wurde mit 450.000 Euro gefördert, um in den nächsten zwei Jahren die Bio-Algenproduktion wirtschaftlich zu machen. Staatssekretär Ralph Müller-Beck sieht in dem Projekt eine gute Chance der alternativen Energiegewinnung, die „direkt vor der Haustür“ stattfindet.
Mikroalgen vielfältig einsetzbar
Neben der Nutzung von Mikroalgen für Nahrungsergänzungsmittel, Medikamente oder hochwertige Kosmetikprodukte sind diese auch für die Gewinnung von Energie interessant. Die Idee der Kultivierung von Mikroalgen im Meer entstand bereits in den 90er Jahren in Japan. Trotzdem gibt es bisher nur eine große Farm weltweit, die nennenswerte Beträge erntet. Insgesamt sind ca. 100.000 Mikroalgenarten bekannt, von denen erst ca. 10.000 näher erforscht worden sind. Für das Projekt kommen aber lediglich 20 in Frage, da sie gute Inhaltsstoffe und ein besonders schnelles Wachstum aufweisen. Laut Professor Schulz können aus einer Mikroalge Stoffe entstehen, die für zwei bis drei Produkte reichen.
Manche Mikroalgen besitzen einen Trockenfettgehalt über 70 %. Die Fettsäuren könnten einen Ersatz für das Fischmehl im Garnelenfutter darstellen, was derzeit auch in Kiel erforscht wird. Zusätzlich sind die Mikroalgen auch für Algen-Diesel oder Algen-Kerosin geeignet und deren Reste dann zur Energiegewinnung in die Biogasanlagen befördert werden können. Verglichen zum Mais würde man mit Algen das Drei- bis Fünffache an Energie produzieren. Vorteil der Algen ist es auch, dass sie bei der Ernährung des Menschen kaum eine Rolle spielen, mal abgesehen von der Sushi-Garnierung. Außerdem wird bei der Algenzucht das Treibhausgas CO2 abgebaut.
Zucht-Algen zur Energiegewinnung
In der Kieler Pilotanlage werden bevorzugte reine Mikroalgenkulturen über spezielle Kunststoffbehälter in Ostseewasser gegeben und verschlossen. Durch Wasser, Sonnenschein, Nährstoffe und Kohlendioxid wird Photosynthese betrieben, wodurch sich die Algen vermehren und dabei der ölhaltige Energiecocktail entsteht. In der Förde stattfindende Wellenbewegungen durch Schiffe schaffen eine natürliche Umwälzung in den geschlossenen Systemen. Wenn die Konzentration hoch genug ist, können die Algen mit Hilfe einer umweltfreundlichen Absauganlage vor Ort geerntet und weiterverarbeitet werden. Sollte der Reaktor erfolgreich sein, so besteht die Möglichkeit ihn über Solaranlagen auf Seen innerhalb des Landes zu betreiben, um langfristig Energie und weitere Endprodukte zu gewinnen anstatt z.B. lästige Algen beim Baden zu haben.
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