Egal welche Quelle genutzt wird, es scheint, dass die Gewinnung von Energie aus der Landwirtschaft ein Trend bleibt. Neben der Lebensmittelproduktion nutzen immer mehr Landwirte erneuerbare Energien als weitere Einnahmequelle.
Landwirte in Schleswig-Holstein werden zu Energiewirten
Die Bedeutung der Landwirte für die Energiewirtschaft wächst weiterhin und Schleswig-Holstein ist nicht zuletzt ein guter Standort für Windkraft.
62 % des Strombedarfs wird in Schleswig-Holstein aus der Windkraft gewonnen, vor allem an der Westküste, und macht das Bundesland somit zum Spitzenreiter in Deutschland.
Viele Landwirte investieren schon jahrelang in die Energieerzeugung, welche auch gute Einnahmen bringt. Laut dem Landwirt Klaus-Dieter Blanck aus Ostholstein gehören Solaranlagen auf dem Scheunendach schon zum Standard. Er betreibt Ackerbau auf einem 56 Hektar großen Hof in Bojendorf auf Fehmarn. Sein angebauter Raps wird zum großen Teil für Biodiesel verwendet. In Ostholstein-Lübeck werden mittlerweile bis zu 70 % des hiesigen Rapses für die Biodieselproduktion genutzt. Weizen wird nicht nur zu Brot, sondern auch zu Ethanol verarbeitet. Die Einspeisevergütung auf großen Flächen rechnet sich langfristig. Zusammen mit dem ländlichen Tourismus hat sich der Landwirt mit der Energieproduktion ein zweites Standbein aufgebaut.
Verpachten von Land lohnt sich
Als Eigner von Windkraft- und Photovoltaikanlagen stellen die Landwirte ebenso Fläche für die erneuerbaren Energien zur Verfügung, so Grit Lorenzen vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Schleswig-Holstein. Stellt ein Landwirt sein Land für Windenergieanlagen zur Verfügung bekommt er bis zu 30.000 Euro Jahrespacht und kann die Fläche weiterhin beackern.
Auch Mecklenburg-Vorpommern zieht mit
Für Dietmar Hocke, Landwirt aus Benz in Nordwestmecklenburg, ist der Gewinn aus der Energieerzeugung die Haupteinnahmequelle geworden, vor allem aus der Windenergie. 2005 baute der gelernte Landwirt seine erste Solaranlage auf dem Dach, erweiterte seinen Betrieb, den er 1994 von den Großeltern übernahm, von 100 auf 130 Hektar und von 80 auf 120 Milchkühen. Zuerst sollte die Anlage nur zusätzlich als Einnahmequelle dienen, doch das damalige EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) mit festen Einspeisevergütungen bot gute Voraussetzungen für die Investitionen in Höhe von 450.000 Euro. Er investierte weiter in Energie und die Möglichkeit sich ein weiteres Standbein aufzubauen, so dass er heute auf knapp 12 Millionen Euro Investitionen kommt. Dazu zählen die schon erwähnten Solaranlagen, eine Biogas-Anlage mit dem Mix aus der eigenen Rindergülle, Mais, Ganzpflanzen- und Grassilage. Mit dem Strom und der Wärme aus der Anlage versorgt er die direkte Umgebung.
Naturschutzverbände äußern Bedenken
Zwar ist die Energieerzeugung als finanzielle Alternative für Landwirte nichts Schlechtes und sollte unbedingt Bestandteil der Energiepolitik sein, so Dr. Ina Walenda vom BUND in Schleswig-Holstein. Sie kritisiert aber vor allem den einseitigen Mais-Anbau für Biogas-Anlagen. Das hat enorme Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht. Außerdem ist die Gewässerbelastung durch den Düngemitteleinsatz zu hoch, obwohl es strenge Vorschriften gibt. Die Klärreste als Endprodukt von Biogas-Anlagen zählen nicht dazu, kommen aber genauso wie die Gülle auf die Felder.
Um Energiewirtschaft und Naturschutz zu vereinen, sollten im Idealfall die Solaranlagen auf Dächern und Scheunen statt auf großen Freiflächen vorhanden sein, die Biogas-Anlagen mit Lebensmittelresten, Grünschnitt und Gülle genutzt und Windenergie auf vertretbare Standorte erzeugt werden.
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