Die Atomindustrie sträubte sich unlängst gewaltig gegen den Abbau der Atomkraftwerke. In Mülheim-Kärlich wird nun deutlich, was für ein Aufwand tatsächlich hinter einem solchen Abriss steht.
Erfahrungen für künftige Projekte sammeln
Die Anlage ist bereits seit 1988 nicht mehr im Betrieb. Vom Netz genommen wurde sie bereits 30 Monate später, doch erst jetzt beginnt der endgültige Abbau, aus dessen Erfahrungen später auch andere Abrissprojekte profitieren sollen. Immerhin sollen im Rahmen der Energiewende noch 19 weitere Kernkraftwerke abgebaut werden. Mülheim-Kärlich ist zwar nicht das erste deutsche Kernkraftwerk, dass dem Boden gleich gemacht werden soll, doch auf Grund seiner enormen Leistung von 1300 Megawatt ist es das größte im Rückbau befindliche deutsche Atomkraftwerk. Umso wichtiger ist es, Erfahrungen in solch einem Stil zu sammeln, um diese auf die noch größeren Kraftwerke wie Biblis, Krümmel oder Unterweser anwenden zu können.
Ein langer Weg bis zum finalen Abbau
Der aktuelle Abbau wird von rund 100 Mitarbeitern umgesetzt, die innerhalb eines geschlossenen Sicherheitsbereichs die Reaktorkuppel, Stahlröhren, Kabelstränge und Armaturen in ihre Einzelteile zerlegen. Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit ist außerdem simples Wasser, denn damit könne die Radioaktivität einfach abgewaschen werden, so Dagmar Butz (Öffentlichkeitsarbeit Mülheim-Kärlich). Das Wasser wird anschließend gefiltert und unbelastet wieder in den Rhein eingeleitet. Dies gilt allerdings nur für schwach strahlende Teile. Der Reaktordruckbehälter hingegen muss ins Endlager, da er bereits selbst zu einer Strahlungsquelle aktiviert wurde. Natürlich wird auch versucht, so viel Material wie möglich zu recyceln. Gerade das verbaute Metall beispielsweise ist heiß begehrt, da es aus hochwertigen Legierungen besteht. Insgesamt wird der Rückbau bis zu 20 Jahre dauern und das obwohl die Betriebsdauer der Anlage noch relativ gering war und radioaktive Belastung daher verhältnismäßig gering ist.
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