Windkraft- und Fotovoltaikanlagen stoßen genauso wie Wasserkraftwerke kein CO2 aus und sind somit klimafreundlich. Auch Kernkraftwerke setzen kaum Klimagase frei, aber sollen sie deshalb über denselben Status verfügen wie erneuerbare Energieträger? Vier europäische Staaten planen anscheinend einen Verstoß in diese Richtung, die Kernkraft soll mit den Erneuerbaren auf eine Stufe in Sachen Klimafreundlichkeit gestellt werden.
Welcher Weg ist der Richtige?
Es geht bei dieser Initiative von Großbritannien, Polen, Tschechien und Frankreich wohl vor allem um Subventionen. Denn bisher wird der Bau und Betrieb von Kernkraftwerken von der Europäischen Union nicht gefördert und auch finanzielle Beteiligungen der Einzelstaaten unterliegen bestimmten Richtlinien. Die Meiler dürfen nur vom Staat bezuschusst werden, wenn dies im öffentlichen Interesse liegt und wenn der Wettbewerb bei der Stromerzeugung nicht gestört wird.
Falls die Kernenergie aber, wie erneuerbare Energien, das Label „Klimafreundlich“ erhalten würde, wären Subventionen nicht mehr ausgeschlossen. Der Erfolg oder Misserfolg des Vorstoßes ist also von größter Wichtigkeit für die weitere Energiepolitik der EU und wird diese maßgeblich prägen. Im Juni soll der Energiefahrplan 2050 verabschiedet werden, dieser hat das Ziel die CO2-Emissionen deutlich zu reduzieren, von 80 bis 95 Prozent ist dabei die Rede. Es wird sich zeigen, ob die Atomenergie dazu beitragen wird, dieses Ziel zu erreichen. In Deutschland lösten die Vorschläge der Nachbarstaaten Entrüstung aus.
Rund ein Jahr nach der Katastrophe von Fukushima halten viele Politiker und die großen Umweltverbände ein Festhalten an der Kernenergie für grundsätzlich falsch und gefährlich. Auch die Weiterentwicklung der erneuerbaren Energien wird durch eine erneute Investition in Atomkraftwerke infrage gestellt und möglicherweise gefährdet.