Da davon auszugehen ist, dass es noch zu lange dauern wird, bis 100 Prozent unseres aktuellen Bedarfs durch regenerative Energien gedeckt werden kann, schlagen Experten vor, unseren Verbrauch stark einzudämmen. Die Aussicht, auf gewohnten Komfort und eine hohe Lebensqualität zu verzichten, stößt dabei vielerorts auf Ablehnung – dabei muss das gar nicht so sein.
Deutschland wird im internationalen Vergleich gerne als Vorreiter in Sachen Umweltfreundlichkeit und Energiesparen angeführt. Und tatsächlich schlagen wir uns bisher gar nicht schlecht: So wurde im letzten halben Jahr erstmals mehr Energie aus erneuerbaren Quellen als aus Kohlekraftwerken gewonnen. Während der Anteil der Regenerativen vor einem Jahr noch 32,5 Prozent betrugt, liegt er mittlerweile bei ganzen 36,3 Prozent – ein beachtliches Wachstum in Anbetracht der kurzen Zeit.
Doch das reicht nicht: Auch wenn erneuerbare Energiequellen immer weiter ausgebaut werden, hat man zumindest heute noch mit den Problem der Netzschwankung zu kämpfen. Wer versorgt die Verbraucher, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht? Pumpspeicherkraftwerke können zumindest eine zwischenzeitliche Lösung sein, um etwa kurzfristige Schwankungen zu beseitigen, die bei einem geringeren Verbrauch in den späten Abend- und frühen Morgenstunden auftreten können.
Die Stadt Freiburg macht vor, wie es geht: Dort wurde nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs beim Wiederaufbau auf ressourcenschonende Architektur gesetzt.
Während ein typisches deutsches Einfamilienhaus ganze 220 Kilowattstunden pro Quadratmeter Bodenfläche im Jahr verschwendet, bringt man es dort in einigen Fällen auf Werte um die 20 Kilowattstunden pro Jahr – das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Die sogenannten ‚passiven Häuser‘ sind so fortschrittlich gedämmt, dass ein Großteil der Wärmeenergie die Innenräume nicht verlässt und Heizen so auch im überflüssig ist. Damit kann der jährliche Heizölverbrauch im Vergleich zu einem alten Haus auf dem Land um bis zu 90% reduziert werden.
Doch auch wer nicht das Geld hat, sich ein neues, überdurchschnittlich sparsames Haus zu leisten, kann im Alltag viel für die Umwelt tun.
Nachdem die Deutsche Bahn damit wirbt, dass seit Anfang des Jahres alle Züge des Fernverkehrs vollständig mit Ökostrom betrieben werden, ziehen auch lokale Nahverkehrsbetriebe nach setzen auf Hybridbusse oder regenerativ angetriebene Trams.
Wer lieber mit dem Auto fährt, braucht dank eines stetig wachsenden Netzes an Car Sharing-Anbietern auch kein schlechtes Gewissen zu haben, da sich durch das Teilen eines PKWs der eigene ökologische Fußabdruck stark verkleinern lässt – insbesondere, wenn das Sharing-Auto auch noch von grünem Strom versorgt wird.
Die sogenannte ‚Sharing Economy‘ macht dabei nicht vor der Nahrungsmittelindustrie halt: Wer Teil eines ‚Food Sharing‘-Systems ist, setzt sich gegen Lebensmittelverschwendung ein und kann gleichzeitig günstig an Essen kommen, das andernfalls nicht mehr rechtzeitig vor dem Verfallsdatum konsumiert werden würde.
Auch Werkzeug oder sogar Kleidung wird geteilt – anstelle sich für bestimmte Anlässe neue Klamotten zuzulegen, kann man sich über Plattformen wie das schwedische ShareWear einfach mit Menschen in der Umgebung vernetzen, die bereit sind, einen Teil ihres Kleiderschranks zu verleihen. So kauft jeder nur das, was er wirklich braucht und umweltbelastende Abfälle und Neukäufe werden vermieden.